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DIE SÜDSEITE

Schloss, Alte Brücke, Philosophenweg war gestern

Wo die wilden Kerle wohnen…

Der Emmertsgrund – der Ort wo wir wohnen – wird übermorgen zum Schauplatz einer AfD-Veranstaltung. Malte Kaufmann kommt und Leif-Erik Holm… ja und der ganze Rest der üblichen Verdächtigen der AfD Heidelberg. Also wahrscheinlich Stadtrat Niebel, Wahlhelfer-Faktotum Maul, Listenkandidat Zeller, Frau Blanck… und wie sie alle heißen. Sie kommen alle in den EMMERTSGRUND. Das muss man sich mal vorstellen!

Still aus Kurdo’s “100 Tsd” Rap Video

Wer Heidelberg nicht kennt: Der Emmertsgrund ist unser Glasscherbenviertel (wenigstens denkt das eine große Zahl Heidelberger). Es gibt bei uns Hochhäuser aus den 70ern, die man vom Tal aus sehen kann und einen überdurchschnittlichen Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund. Manchmal, wenn man in Heidelberg sagt, man lebe auf dem Emmertsgrund, dann brechen Menschen, mit denen man sich zuvor gut unterhalten hat, das Gespräch einfach ab (ist der Admina mal passiert). Jugendliche, die aus diesem Stadtteil kommen versuchen in ihren Bewerbungsunterlagen irgendwie zu verheimlichen, wo sie wohnen, denn sonst werden sie nicht zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Die Immobilienpreise sind bei uns notorisch niedrig – eigentlich fast günstig – wie nirgends sonst im hochpreisigen Heidelberg.

Und da hin will jetzt die AfD kommen. In den siebenten Kreis der Hölle. Nach HD Mordor, in den Stadtteil, in dem die Bewohner aus über 100 verschiedenen Ländern stammen, die Hautfarben variieren und Muslime in großer Anzahl frei rumlaufen. Manchmal sieht man sogar welche in einer Djellaba und Frauen mit Kopftüchern. Alter! Was müssen die Leute von der AfD verzweifelt sein, wenn sie sich an so einen Ort trauen, wo doch der gemeine AfDler hinter jedem Busch einen Machete schwingenden Islamisten vermutet… da wird dem einen oder andere AfD-Fan im Emmertsgrund aber mächtig die Düse gehen, bei den vielen Büschen, die wir hier haben.

Emmertsgrund, Gebüsche überall…

Naja, denken sich die AfD-Freunde aber wahrscheinlich, wenn wir in der großen Horde auflaufen, dann wird’s nicht so schlimm werden. In der Herde kann man sich auch potenziell angriffslustigen Gebüschen stellen. Zumindest sieht es so aus, wenn man sich anschaut, was für einen Veranstaltungsort sich die Partei gewählt hat. Den GROSSEN SAAL des Emmertsgrunder Bürgerhauses. 450 Sitzplätze.

Großer Saal, Bürgerhaus Heidelberg Emmertsgrund

Nicht dass es nicht auch eine Nummer kleiner gegangen wäre. Es gibt den Kleinen Saal und den Panoramasaal (beides sind Abtrennungen des großen Saales. Im kleinen Saal gibt es eine Bühne, im Panoramasaal eine – ACHTUNG: Aussicht über jede Menge Gebüsch und Landschaft drumrum.) Aber nein, die AfD legt das große Besteck auf. Wie wir von vergangenen Veranstaltungen der AfD wissen, klappt das mit dem Befüllen der Locations für gewöhnlich eher… nicht so gut. Meistens bleibt mindestens die Hälfte der Sitze leer. Selbst in der gut erreichbaren und wohlbeleumundeten Heidelberger Stadthalle und in Schriesheim war das so. Mal sehen, wie viele AfD-Fans sich in die dunklen, waldigen (mit Gebüsch bewachsenen) Höhen des gar schröcklichen Emmertsgrunds trauen. Parkplatztechnisch ist es jedenfalls eher ein wenig blöd bei uns. Es gibt natürlich einen Parkplatz, aber für so viele Besucher ist der längst nicht ausreichend und das heißt: Man muss sich gegebenenfalls im weiteren Umkreis eine Parkgelegenheit suchen und zum Bürgerhaus laufen. Das ist natürlich schlecht. Am Ende begegnet dem gemeinen AfD-Fan dann der eine oder andere Emmertsgrunder und was das heißt, das kann man sich ja inzwischen denken (siehe oben). Grade um’s Augustinum rum (das neben dem Bürgerhaus liegt) ist es immer ganz besonders schlimm. Jede Menge Gebüsch!

Gastfreundlich, wie wir so sind, hatten wir Emmertsgrunder Bürger ja ursprünglich gedacht, dass wir die AfD nicht ganz so allein lassen sollten, in dem großen Saal, mit dem ganze Fremden um sie rum und der vielen Vegetation. Daher plante man, die Besucher der AfD-Veranstaltung teilhaben zu lassen, an der Community im Emmertsgrund. Parteien wollten sich der Diskussion mit den besorgten AfDlern stellen, ganz so, wie die es sich immer wünschen. Emmertsgrunder Vereine und Initiativen wollten ihre Arbeit präsentieren und sogar die Stadtteilzeitung wollte einen kleinen Stand machen und die Veranstaltungsbesucher über den Stadtteil und sein Bewohner informieren (immerhin war Malte Kaufmann in der letzten Ausgabe der Em-Box mit einem Portrait vertreten, wie alle anderen Direktkandidaten auch). Wir hatten dieses Fest vor einiger Zeit angekündigt. Das HeidelBERG Café wollte sogar grillen.

Daraus wird aber nichts.

Die AfD wünscht keine Informatiosstände am Ort, an dem sie tagt. Nicht mal der Hausherr des Bürgerhauses, der Stadtteilverein Emmertsgrund, darf über seine Angebote informieren. Die Polizei will auch niemanden außer der AfD in den Räumen des GESAMTEN BÜRGERHAUSES haben. Zu dem gehören neben dem Veranstaltungssaal und einem großzügigen Foyer auch noch das Medienzentrum und das HeidelBERG Café. Wenn die AfD kommt, müssen die Emmertsgrunder Bürger – sofern sie keine Freunde der AfD sind und Lust auf einen Vortrag von Kaufmann und Holm haben – draußen bleiben. Das Café muss geschlossen sein, das Medienzentrum ebenso. Und selbst im Jugendzentrum wird der Zugang zum Bürgerhaus blockiert, damit sich auch von da niemand heimlich anschleichen kann. Wäre ja auch nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn so ein Jugendlicher mit Migrationshintergrund oder ohne sich plötzlich zwischen all den AfDlern wiederfinden würde. Nee, wir finden auch, dass es da zum Schutz der Jugend schon besser ist, wenn alles gesichert ist. Hermetisch schottet sich die AfD vom Bürger ab. Wir finden das gut. Bürgernähe wird in der Politik eh vollkommen überbewertet.

Vor dem Bürgerhaus, da wo es der Polizei genehm ist, weil sie keinen Direktkontakt zwischen AfD und Bürgern befürchten muss und der AfD… aus dem gleichen Grund, wird es trotzdem ein paar Infostände geben. Wir nehmen zwar nicht an, dass die besorgten Bürger, die zur AfD wollen, davon Gebrauch machen, aber wir hoffen, dass sich viele Emmertsgrunder einfinden. Zum gemeinsamen Politisieren oder einfach, weil es halt unser Bürgerhaus ist, das da annektiert wird und unser Platz und unsere Community, zu der eine Partei wie die AfD nichts beizutragen hat. Das mag der eine oder andere anders sehen. Wir wissen das. Immerhin hat die AfD im Emmertsgrund das beste Wahlergebnis in Heidelberg eingefahren. Es gibt also schon Unterstützer der AfD bei uns. Nicht mal wenige. Wie viele davon am Mittwoch zur Veranstaltung der Partei ihrer Präferenz kommen, wissen wir noch nicht. Aber statt sich das immer gleiche Geseier eines Herrn Kaufmann und das für Heidelberg und den Emmertsgrund völlig irrelevante Geschwafel eines Herrn Holm anzuhören, wäre es wahrscheinlich schöner und definitiv vielversprechender, wenn sich diese Menschen mal mit ihren Nachbarn VOR dem Bürgerhaus unterhielten. Sie könnten erzählen, was sie stört und welche Veränderungen sie sich wünschen und vielleicht gibt’s eine Lösung. Von der AfD hat man im Emmertsgrund – wie im Rest der Republik – jedenfalls nichts zu erwarten. Weder jetzt noch in Zukunft.

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