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DIE SÜDSEITE

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Malte Kaufmann – Der kritische Lebenslauf-Check

Lebensläufe von Politikern zu prüfen ist derzeit groß in Mode.
Selbst die kleinsten Inkonsistenzen und Anhübschungen geraten leicht zum Skandal. Blöd ist das besonders dann, wenn der oder die PolitikerIn schon eine gewisse Karriere hinter sich hat und sich für einen wichtigeren Posten bewirbt.
Wir haben uns gedacht, dass es doch viel effektiver wäre, Lebensläufe gleich VOR Antritt von Bundestagsmandaten anzuschauen und völlig ungeeignetes Personal erst gar nicht zu wählen.
Da wir uns besonders gut mit Malte Kaufmann auskennen und Dr. Malte ja nun in den Bundestag will, machen wir das hier mal exemplarisch. Das ist ziemlich einfach, man kann dazu nämlich auf seine Seite gehen und nachschauen: http://www.malte-kaufmann.de/persoenlich/
Malte ist 1976 geboren, in Mannheim aufgewachsen und hat 1996 Abitur in Heidelberg gemacht.
Dann ist er zur Bundeswehr gegangen. Damals war man für irgendwas zwischen 10 und maximal – wenn man was freiwillig drangehängt hat – 13 Monate beim Bund. Wie das bei Malte genau war, weiß man nicht. Aber dass er Panzerfahren gelernt hat, das erfährt man.
1997 hat er dann bis irgendwann 1998 ein berufsbegleitendes „Studium“ an der Europäischen Immobilienakademie Saarbrücken (Abschluss: Immobilienwirt (Dipl. EIA) absolviert.
Da fragt sich der kritische Lebenslaufanalyst: Welchen Beruf hat dieses Studium eigentlich begleitet? Nun, offenbar keinen. Jedenfalls keinen „normalen“ mit Ausbildungsjahren und Prüfung vor einem Gremium wie der IHK oder HWK o. ä., wie man das normalerweise so macht. Malte hat einfach in der Firma seines Papas angefangen, da irgendwas gemacht, vielleicht sogar gearbeitet und sich nebenbei das Diplom geschossen. Kann man natürlich „Studium“ nennen, wenn man kein Problem mit verbalen Übertreibungen hat. Ne solide Ausbildung nach gut bürgerlicher Art isses aber nicht.
Aber dann wird es erst richtig komisch:
1998 bis 2001 hat der frisch diplomierte „Immobilienwirt Dipl. EIA“ nämlich nicht mit seinem erworbenen Wissen die Firma des Papas so richtig gerockt oder irgendwie sonst das Immobilienbusiness der Nation (oder wenigstens der Gegend) revolutioniert, sondern wurde mit seinem Panzerführerschein und dem EIA-Immowisch zum „Lehrbeauftragten an der Freien Christlichen Schule Heidelberg“.
Haltet mich für altmodisch, aber ich würde ja sagen: Weder Panzerfahren noch Immobilien verticken sind Qualifikationen für einen, der an einer Schule Kinder unterrichtet. Jedenfalls nicht ohne Zusatzqualifizierung, von der nichts im Lebenslauf zu sehen ist.
Die Frage stellt sich: WAS hat er da eigentlich für Fächer gegeben? Und warum?
Klar, vielseitige Berufserfahrung ist toll, aber irgendwie liegt das Ganze doch recht weit auseinander und es fehlt jeglicher Hinweis darauf, dass er auch die notwendige Qualifikation dafür gehabt hat. Das Schulamt hat es offenbar nicht beanstandet. Ob das daran lag, dass sie es OK fanden, es einfach gar nicht gemerkt haben oder ob es ihnen schlicht Wurst war, was an der seltsamen evangelikalen Privatschule unterrichtet wird… man weiß es nicht. Ich weiß nicht mal so genau was ein „Lehrbeauftragter“ an so einer Schule eigentlich sein soll. Lehrbeauftragte sind normalerweise sowas hier: https://www.academics.de/ratgeber/was-ist-ein-lehrauftrag
2001 hat er dann geheiratet, der Malte. Ein paar seiner vier Kinder müssen in den Folgejahren auf die Welt gekommen sein.
Parallel zu seiner Tätigkeit als „Lehrbeauftragter“ und Vater kleiner Kinder fing Malte ab 2001 bis 2007 ein echtes Studium an der Uni Heidelberg an. Und zwar eines der Volkswirtschaftslehre am Alfred Weber Institut. Das hat er auch abgeschlossen und durfte sich fürderhin Dipl.-Volkswirt nennen. Wie er das wohl alles unter einen Hut gebracht hat? Arbeit, Kinder, Studium… ich nehme mal an auf die „bürgerlich-traditionelle“ Art…
Die Diplomarbeit schrieb er bei Prof. Liesegang zum Thema: „Umweltmanagementsysteme“. Interessante kleine Nebengeschichte: https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnter_Liesegang. Schaut Euch mal die Ausrichtung dessen an, was der Prof. so lehrte.
Man kommt als kritischer Lebenslaufanalyst nicht drum rum, zu bemerken: Der Prof. ging im Jahr von Maltes Abschluss in Rente, e. g. wurde emeritiert. Mit 65. Muss jetzt natürlich nichts mit Malte zu tun haben. Frühestens können Professoren mit 63 emeritiert werden, in der Regel gehen sie mit Vollendung des 67. Lebensjahres in Rente. Just sayin…
Mit seinem Diplom in der Tasche lehrte Malte dann wohl noch ein bisschen irgendwas Christliches oder auch was anderes an der Schule seiner evangelikalen Kirche, bis er sich 2008 besann, dass er ja eigentlich mal was mit Immobilien machen wollte oder musste oder… keine Ahnung.
2008 gründete er die Firma „Kaufmann Immobilien“. Das ist die Maklerbutze, die nach ihrem Webseiten-Relaunch diesen netten Werbe-Header oben drüber hat „diese Website wurde mit dem Homepage-Baukasten von WIX.com erstellt.“…
https://maltekaufmann1.wixsite.com/website2 das kommt nicht sehr seriös rüber.
Wenn man mit dem Lachen über den Werbe-Header fertig ist, fällt einem beim Blick ins Impressum übrigens auf, dass nicht nur das ein klein wenig seltsam wirkt. Es gibt nämlich weder den Hinweis auf eine Eintragung im Handelsregister noch eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer.
Das MUSS auch nicht sein, habe ich festgestellt. Auf dem Immoportal, das Malte unter anderem für seine Angebote nutzt, wird es aber empfohlen. Ganz einfach, weil das Verlässlichkeit, Professionalität und Seriosität vermittelt (und hoffentlich auch bedeutet).
Wenn man auf sowas achtet, macht man sich darüber Gedanken und könnte sogar die Vermutung anstellen, dass bei fehlender Steuer-Identifikationsnummer und keinem Eintrag im HR die Geschäftstätigkeit des „Unternehmens“ … sagen wir mal … eher übersichtlich ausfällt. Man nennt sowas dann vielleicht eher ein „Kleingewerbe“ und man könnte die Selbstbezeichnung „Unternehmer“, die sich Malte gern verpasst durchaus als etwas übertrieben ansehen.
Kleiner Gag am Rande: „Bei Kleingewerbetreibenden geht es formal im Wesentlichen darum, dass sie keine Kaufleute im Sinne des Handelsgesetzbuches sind.“ … Das würde quasi bedeuten, dass Kaufmann kein Kaufmann ist?
Aber sicher gibt es dafür schlüssige Erklärungen, die Malte natürlich transparent nachreichen wird, falls mal jemand nachfragt oder weil er es muss, wenn er im Bundestag sitzt.
Kommen wir nun zum bisherigen Höhepunkt – oder sowas ähnlichem – der Kaufmannschen Vita:
2010-2015 Malte wird Doktor. Keine Ahnung wozu, keine Ahnung wieso.
Malte promoviert neben der Führung eines noch im Aufbau befindlichen Unternehmens und Familienvater einer sechsköpfigen Familie, die unterhalten und um die sich gekümmert werden will und neben seinen diversen politischen Geschichten (damals noch als treuer CDU-Parteisoldat und Merkelverehrer). Respekt!
Jaaaa, er promoviert extern an der Wirtschaftsuniversität Bukarest über ein EU-Programm (und jetzt ist er in einer Partei, die diesen ganzen EU-Freizügigkeitsscheiß gern für künftige Studierende abschaffen würde).
Jaaa, keiner hat bisher seine Doktorarbeit in Gänze einsehen können, weil sie nicht digital verfügbar ist (außer dieser Schnipsel hier: https://www.culturaldiplomacy.org/…/The_Impact_of… und deshalb kann kein Mensch sagen, was für eine intellektuelle Glanzleistung er vollbracht hat… oder nicht.
Themenwahl und Tenor der Promotionsschrift jedenfalls sind (basierend auf dem Schnipsel) interessant (wie schon die Diplomarbeit), wenn man Maltes weiteren politischen Werdegang bedenkt…
Und wofür nutzt Malte seinen glänzenden neuen Titel?
Er kloppt ihn sich vor seinen Namen und jetzt isser nicht mehr nur Malte sondern Dr. Malte.
Auch wenn es inzwischen vielleicht in Vergessenheit geraten ist: Akademische Titel wurden eigentlich nicht als Pflaster für Profilneurosen erdacht. So ein Titel sollte mal dokumentieren, dass jemand wissenschaftlich auf einem bestimmten Niveau arbeitet. In Forschung und Lehre… Macht Malte das? Hat er es auch nur versucht? Hat er nach seiner Promotion nochmal irgendwas gelehrt, geforscht, entwickelt, geschrieben, das auch nur ansatzweise Anlass dazu gibt, anzunehmen, er hätte den Titel für irgendwas anderes als zum reinen Namensdekor benötigt? Nein.
2016 ist Dr. Malte dann aus der CDU ausgetreten und in die AfD ein.
Er hat es mittlerweile zu einer beachtlichen Internet-Bekanntheit durch diverse Fails gebracht und sich eine umfangreiche Anti-Fangemeine erarbeitet.
Comedy-Klassiker wie seine Stuhlpanik in Bruchköbel,
Ramadankalender-Gate,
Cola-Gate,
aber auch lokale Schoten, wie die vom terroristischen Angriff auf einen AfD-Wahlstand durch einen untalentierten Skateboardfahrer, bei dem ein Tischbein einknickte aber noch nicht mal der Kaffee umfiel, haben uns heftig zum Lachen gebracht.
Seine diversen Auftritte bei Veranstaltungen von und mit Rechtsextremen sind dagegen nicht lustig. Und vor allem sind es keine Ausrutscher mehr sondern es hat sich inzwischen eine lange Liste angesammelt. Dazu werden wir nochmal extra was machen. Ohne Humor, denn da hört der Spaß auf!
Was Dr. Malte in den Jahren seiner AfD-Zugehörigkeit allerdings bisher nicht geschafft hat: Sich innerparteilich ein erkennbares Kompetenzprofil (ja, ich weiß, das ist bei der AfD eh ein Brüller) zuzulegen. Er steht für absolut nichts. Während sich sein derzeitiger Mentor (zumindest macht das es den Eindruck, dass er das sei) Spaniel zum „Verkehrsexperten“ inszeniert hat, Leute wie Hess sich als „Sicherheitsexperten“ darstellen, Typen wie Böhringer so tun als seien sie „Finanzexperten“, kann Malte Lächeln und Winken und sonst nüscht. Ich habe absolut keine Ahnung, WOFÜR ihn jemand in den Bundestag wählen wollen könnte. Nicht mal aus Sicht von AfD-Anhängern ergibt das irgendeinen Sinn. Aus Sicht der Partei selbst auch nicht. Die brauchen für die öffentliche Aufmerksamkeit Rampensäue, die eine Provokation nach der anderen raushauen. Ein pastoral schwafelnder Malte, der IMMER DAS GLEICHE erzählt (war mal in der CDU, hab ne Familie, bin Unternehmer, AfD-Programm ist toll, wir sind „bürgerlich“… lalala) ist für die AfD viel zu blass. Aber irgendwas wird/MUSS er anzubieten haben, denn wozu sonst sollten sie ihn im Bundestag auf einem der gut dotierten und begehrten Posten haben wollen?
Die Frage ist nur: WAS gibt es da im Kaufmannschen Portfolio, von dem die Öffentlichkeit bisher nichts weiß und das ihn für die AfD wertvoll macht?
Nun, so unangenehm die Tatsache ist, dass er wahrscheinlich in den Bundestag einziehen wird… wir sehen das mal positiv: Der Druck sich zu erklären, das Interesse an seinen Umtrieben und Connections wird steigen und je mehr Leute sich um Aufklärung bemühen, desto stärker steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie rausfinden, was es rauszufinden gibt.
Vernünftiger wäre es allerdings, Malte Kaufmann mitsamt der gesamten AfD NICHT zu wählen. Wenn Ihr Euch seinen Lebenslauf nun nochmal durch den Kopf gehen lasst…
PS: Wir sind immer noch bemüht die GANZE Promotionsschrift einzusehen. Die Anfrage einer renommierten Prüfungsplattform an Kaufmann, bitte die Diss zur Verfügung zu stellen, wurde von ihm abgelehnt. Es bleibt also nach wie vor nur: Jemand muss nach Bukarest und das Ding da raus holen. Was nicht so einfach ist, wie Malte das gern vorgibt. Man muss dazu nämlich nicht nur vor Ort in Bukarest in die Bib der Universität sondern auch noch eingeschrieben sein (und ob es dann geht, weiß keiner, weil es noch keiner gemacht hat). Falls Ihr also ZUFÄLLIG Studenten in Bukarest seid und Bock habt, uns die Diss zu besorgen: Meldet Euch!
Den bisher größten politischen Karriere-Fail des Dr. Malte, seine OB-Kandidatur in Stuttgart mit dem sagenhaften Ergebnis von 2,2% und einem unfassbar dilettantischen Wahlkampf, hab ich der Länge wegen noch nicht mal erwähnt.

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