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DIE SÜDSEITE

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Dr. Malte und die Posse um BASIQ 2018

Am 2. April entdeckten wir auf der Internetseite Malte Kaufmanns eine Terminankündigung. Er würde als „Keynote Speaker“ bei einer Konferenz an der Universität Heidelberg auftreten, schrieb Dr. Malte.

Das interessierte uns und wir besuchten die Seite der Konferenz. Überrascht stellten wir fest: Nein, kein Keynote Speaker Malte Kaufmann auf der Liste.

Das verwunderte uns zwar einerseits, denn wir fanden es eine Dreistigkeit etwas zu behaupten, was so leicht zu widerlegen war, andererseits wunderte es uns auch wieder nicht. Denn mit welcher Rechtfertigung hätte man bei einer renommierten Konferenz einen Dr. Malte Kaufmann als Redner während der Eröffnung auftreten lassen sollen?

Dr. Malte hat einen Doktortitel. Damit endet die Story seiner akademischen Leistung. Begonnen hat sie 2001 mit einem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Heidelberg. Das Studium schloss er 2007 mit einer Diplomarbeit zum Thema „Umweltmanagementsysteme“ ab und durfte sich fürderhin Dipl.-Volkswirt nennen.

2008 gründete er seine bis heute bestehende Immobilienmakler-Firma.

von 2010 bis 2015 absolvierte der Dipl.-Volkswirt Malte Kaufmann dann eine Fernpromotion im Rahmen eines europäischen Forschungsprojektes an der Wirtschaftsuniversität Bukarest und promovierte mit einer Arbeit unter dem Titel: „The Impact of Corporate Social Responsibility on Business Performance of Small and Medium-Sized Enterprises in the European Union“. Seine Doktormutter in Bukarest war Marieta Olaru.

Es existieren somit von Dr. Malte Kaufmann exakt zwei wissenschaftliche Arbeiten. Seine Diplomarbeit und seine Promotionsschrift. Letztere hat außer einigen wenigen Außerwählten bisher niemand zu Gesicht bekommen, da die Universität Bukarest keine Online-Einsicht ermöglicht. Um sich über Dr. Maltes wissenschaftliches Schaffen zu informieren, müsste man nach Bukarest fahren und sich die Hardcopy anschauen.

Nach unserem Kenntnisstand handelt es sich dabei nicht um ein Werk, das bisher in breiteren Kreisen wissenschaftliche Beachtung gefunden hat. Ob dies nun an seiner eher schwierigen Zugänglichkeit liegt oder an seinem Inhalt, können wir nicht beurteilen. Möglich, dass sich in den Tiefen der rumänischen Universitätsbibliothek ein bahnbrechendes Werk zur Erforschung des Einflusses Sozialer Verantwortung auf den Geschäftserfolg kleiner und mittlerer Unternehmen der Europäischen Union versteckt, von dem die Welt erst noch erfahren muss, um in staunender Bewunderung das Genie in Dr. Malte Kaufmann zu erblicken.

Wir jedenfalls haben es versucht. Und waren in Teilen erfolgreich, wenngleich die staunende Bewunderung noch auf sich warten lässt. Es gibt – das ist Zulassungsvoraussetzung für eine Promotion – einige Vorträge, die Dr. Malte zu seinem Promotionsthema gehalten hat und so liegen zumindest Auszüge der Promotionsschrift irgendwo im Internet herum und man kann – wenn man will – nachlesen, was er so erforscht und welche Erkenntnisse er gewonnen hat. Das ist ganz einfach: Hier ist der Link: https://pdfs.semanticscholar.org/168b/5d2e2f0820ef1a8109e03c932f9ff21b0dfb.pdf

Wir sind keine Volkswirtschaftler, also können wir seine Forschungsergebnisse nicht prüfen und beurteilen. Wir müssen daher einen indirekten Approach wählen, um Dr. Malte Kaufmanns akademisches Gewicht zu messen. Dabei gehen wir von folgenden vier Fragestellungen aus (die wir – um Zeit zu sparen – auch gleich beantworten):

  1. Arbeitete Dr. Malte Kaufmann nach seinem Diplom und vor seiner Promotion in der Forschung zu volkswirtschaftlichen Themen oder in Positionen die eine akademisch relevante Beschäftigung mit volkswirtschaftlichen Themenstellungen erforderlich machten?
    NEIN
  2. Arbeitete Dr. Malte Kaufmann nach seiner Promotion in der Forschung zu volkswirtschaftlichen Themen?
    NEIN
  3. Erregte Dr. Malte Kaufmanns Promotionsschrift weitreichende oder zumindest erwähnenswerte wissenschaftliche Aufmerksamkeit in akademischen Kreisen?
    NEIN
  4. Arbeitete Dr. Malte Kaufmann in seiner beruflichen Laufbahn in Positionen, die in irgendeiner Weise nahelegen, dass er seine Forschungsergebnisse erfolgreich in praktische Anwendungen überführt haben könnte (z. B. Gründung einer Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Social Responsiblity für kleine und mittlere Unternehmen)
    NEIN

Nach unserer Laienmeinung ergibt sich aus Fragen und Antworten die Schlussfolgerung, dass Dr. Malte Kaufmann nicht als Keynote Speaker für ein renommiertes wissenschaftliches Kooperationsprojekt zwischen den Universitäten Bukarest und Heidelberg in Frage kommen KANN.

Beim Vergleich der Referenzen der tatsächlichen Keynote Speaker mit denen des Dr. Malte, sollte JEDEM – sogar Dr. Malte selber – eigentlich ohne jeden Zweifel klar werden, dass neben diesen Herrschaften ein „Dr. Malte Kaufmann, Immobilien-One-Man-Show, IHK-Fuzzi im Parlament der Wirtschaft und erfolgloser rechtspopulistischer Politpostenjäger“ ziemlich abstinkt.

Wie also kam es zu Dr. Maltes Ankündigung, er würde auf der BASIQ 2018 als Keynote Speaker auftreten?

Offensichtlich fand eine Kommunikation zwischen Dr. Marieta Olaru, der Doktormutter und verantwortlichen Programmgestalterin der Konferenz, und Dr. Malte Kaufmann statt. Ob diese von Dr. Olaru oder von Dr. Kaufmann initiiert wurde, können wir nicht sagen.

Laut einem von Dr. Kaufmann veröffentlichten E-Mailsausschnitt hat wohl Dr. Olaru die Möglichkeit eines Auftritts als Keynote Speaker von Seiten der Universität Bukarest zugesagt. Zumindest ist das die Interpretation des Schreibens, wie sie Dr. Kaufmann liefert.

Laut Aussage der Universität Heidelberg als Kooperationspartner der Universität Bukarest bei der Durchführung der BASIQ 2018 in Heidelberg, war Dr. Kaufmann nie als Keynote Speaker in Betracht gezogen worden.

Dr. Malte macht nun UNS als „linksradikale Hetzer“ dafür verantwortlich, dass er nicht sprechen wird. Das geht unserer Ansicht nach an der Realität in ziemlich typisch populistischer Weise vorbe

Wir haben lediglich auf eine Diskrepanz hingewiesen und unser Missfallen geäußert, dass man einem bestenfalls mediokren Sprecher eine Schlüsselposition bei einer renommierten Veranstaltung angetragen haben könnte. Und wir haben angemerkt, dass wir annehmen, dass Dr. Malte aus einem Auftritt politischen Nutzen ziehen wolle. Die Vermutung liegt ja nahe, bzw. darf inzwischen als SICHER angesehen werden. Wäre es ihm nur um den akademischen Erfahrungsaustausch gegangen, er hätte die Veranstaltung nicht unter seinen politischen Themen auf seiner Seite bewerben müssen. Es ist auszuschließen, dass sich über diese Ankündigung irgendwer aus seiner Fanblase berufen gefühlt haben könnte, sich bei BASIQ 2018 anzumelden.
Auch seine aktuelle Reaktion auf die Absage seiner Teilnahme (als Redner und/oder Konferenzteilnehmer) erfolgt ausschließlich auf Basis eines politischen Kontexts.

Wir schauen uns das Ganze Drama staunend an und fragen uns, was wohl Dr. Kaufmanns Doktormutter Marieta Olaru davon hält, dass ihr ehemaliger Doktorand SIE diskreditiert (nichts anderes ist es, wenn er sie in ihrer Position als Programmverantwortliche in Stellung gegen die Universtität Heidelberg bringt). Wir fragen uns auch, wie die Universitäten Bukarest und Heidelberg Herrn Kaufmanns Auftreten beurteilen und ob die Zusammenarbeit der beiden Hochschulen durch diesen Vorfall beeinträchtigt wird.

Und wir fragen uns: Ist Kaufmann eigentlich klar, dass er sich mit seinem aktuellen Post vollständig selbst demontiert? Er macht sich für JEDE weitere Chance JEMALS in einem akademisch relevanten Umfeld zu sprechen unmöglich, ganz egal ob aus wissenschaftlicher oder politischer Veranlassung.

In typisch autoritärer Manier der AfD, reklamiert Herr Kaufmann Rechte für sich, die ihm nicht ohne Weiteres zustehen. Er greift die Integrität der Universität Heidelberg an, deren Souveränität und Kompetenz. Also ganz ehrlich, wir würden so einem Typen für alle Zeit und Ewigkeit den roten Reiter verpassen. Der käme bei uns nicht mal durchs Gartentor.

Was uns betrifft… wir finden das Ganze recht possierlich. Hat uns doch Dr. Malte zu unterschiedlichsten Gelegenheiten erklärt, dass wir und unsere Meinungen völlig bedeutungslos seien. Und jetzt? Auf einmal sind wir in der Lage Universitäten zu manipulieren!

Wir finden das ist für akademisches Lumpenproletariat wie uns echt keine schlechte Leistung. Leider sind wir nicht größenwahnsinnig genug, uns so einen Mist einzureden.

PS: Für die Fanblase des Dr. Malte: NEIN, wir kennen Herrn Soros nicht und auch nicht Frau Merkel und NEIN, wir erhalten keinerlei finanzielle Unterstützung um Dr. Malte oder seine irre Partei zu kritisieren. Wir kennen niemanden beim Verfassungsschutz und soweit wir wissen interessiert sich dort auch niemand für uns.

 

 

6 thoughts on “Dr. Malte und die Posse um BASIQ 2018

  1. Ich versuch´ mal ein Lamento unter Zuhilfenahme des einschlägigen Buzzword-Repertoire:
    Jetzt wurde der arme Herr Kaufmann nicht nur frühsexualisiert und zwangsverschwult, jetzt wird er auch noch ganz arg meinungsunterdrückt und gesinnungsterrorisiert.
    Fehlt noch was? Nun, „Gutmenschen“ soll auch gesagt worden sein, genauso wie „linksrotgrünversifft“, noch besser „linksfaschistisch“.
    Ach ja, der geht auch noch: „Schlimmer als Hitler“ mit drei Ausrufezeichen.

  2. „Es existieren somit von Dr. Malte Kaufmann exakt zwei wissenschaftliche Arbeiten. Seine Diplomarbeit und seine Promotionsschrift.“

    Das ist falsch. Er hat außerdem zwei Artikel in Fachmagazinen mit peer review veröffentlicht. Ihr „akademisches Lumpenproletariat“ habt vielleicht schon mal von Google scholar gehört. Soll für die akademische Laufbahn ganz nützlich sein.

    Zwei Artikel in 8 Jahren jeweils nur einstellig zitiert qualifiziert natürlich immer noch nichtzum keynote speaker auf einer Konferenz.

  3. Ich bin Volkswirt und habe mir die das veröffentlichte Paper unter https://www.econstor.eu/bitstream/10419/168714/1/aej-v13-i29-p180.pdf mal durchgelesen.
    Mein kurzes Fazit: Das ist alles ziemlich dürftig. Sich zwei Unternehmen anzuschauen und deren CSR Aktivitäten zu vergleichen reicht in Deutschland wenn überhaupt für eine Masterarbeit in BWL als für eine Promotion in VWL. Allgemein erschließt sich mir nicht, was das ganze überhaupt mit VWL zu tunt hat – es ist ein rein betriebswirtschaftliches Thema. Aber Herr Kaufmann hat ja auch nie behauptet, promovierter Volkswirt zu sein. Er weiß schon selbst warum auf seinem Twitterprofil nur Dipl.-Volkswirt steht. Übrigens wäre diese Arbei m.E. (bin kein Betriebswirt) auch für eine Promotion in BWL hierzulande ein schlechter Scherz. Aber da lasse ich mich gerne belehren.

  4. Danke für Eure Recherche! Mit Fakten haben es die AfDler ja nicht so!
    Darf ich dennoch kritisieren? „Dr.Malte Kaufmann Immobilien One-Man-Show oder IHK- Fuzzi…muss doch gar nicht sein! Ihr leitet die fast völlige Wertlosigkeit seiner „wissenschaftlichen“ Arbeit doch ganz sauber her! Und der Herr Kaufmann diskreditiert sich schon genügend selbst! …und durch die Verwendung solch herabsetzender Begriffe macht ihr Euch selbst angreifbar…überflüssigerweise!

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